Ich packe meinen Seesack

14. Oktober 2025

Große Verwirrung am Dienstagmorgen in Hohenfelde. Warum ist es heute früh beim Wecken noch dunkel, wenn es die letzten Tage immer hell war? Man munkelt, dass die Jugendleitenden sich beim Wecken heute früh um eine Stunde vertan und schon um 7 Uhr mit lauter Musik an die Zimmertüren der Jugendlichen geklopft haben. Was da wohl heute los war?

Nachdem es gestern um die Navigation der eigenen Reise ging, ist heute die Frage, was wir eigentlich mitnehmen wollen auf die Reise. Was wir also in unseren Seesack packen. Dafür hat Jugendleiter Leo zum Beginn des Plenum präsentiert, was er in seinem Seesack für eine Reise dabei hat. Danach haben sich die Jugendlichen am Vormittag mit den eigenen Stärken und den Stärken der anderen Teilnehmenden beschäftigt. Denn zu wissen, was man selbst gut kann und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu haben, kann in Stürmen Sicherheit geben.

In vier verschiedene Workshops konnten die Jugendlichen zudem einzelne Fähigkeiten vertiefen. Eine Gruppe hat im Kleinen Tagesraum an einem Standardtanzkurz teilgenommen und die Grundschritte von Cha-Cha-Cha und Discofox gelernt. Im Spielehaus hat eine Gruppe mit Quasselrunde, Assoziationsspiel und Mini-Reden das Sprechen vor der Gruppe geprobt. Über das ganze Gelände verteilt hat eine weitere Gruppe sich im Spiele Anleiten geprobt. Beim vierten Angebot haben die Teilnehmenden sich bewusst Zeit für sich genommen. Dabei ging es darum zu proben, wie man auch im Alltag eine ruhige Pause machen kann.

Nach den sehr leckeren Wraps zum Mittagessen und dem ersten Fußballspiel des Turniers auf dem Fußballplatz haben wir am Nachmittag Besuch von einem Referenten bekommen. Dieser hat mit uns zum Thema Streit und Konflikt gearbeitet und erläutert, dass Interaktionen zwischen Menschen oft auf Grundlage von Interpretation verlaufen. Auch hat er die Symbolik vom Eisberg eingeführt. Diese verdeutlicht, dass unter der Oberfläche meist viel mehr schlummert als man eigentlich denkt. Die Teilnehmenden haben somit gelernt, dass man sich gegenseitig mit dem Wissen begegnen soll, dass man nie ganz weiß, was bei den anderen unter der Wasseroberfläche schlummert. Und dass daher Rücksicht, Empathie und die Offenheit für andere Meinungen im Zusammenleben wichtig sind. Ein Teil der Gruppe hat mit unserem Referenten auch am Abend noch weiter zum Thema gearbeitet. Vielen Dank für den Besuch und die spannenden Einblicke an dieser Stelle!

Nach einem ruhigen Abendabschluss samt Geschichte und Lied ist auch dieser Tag zu Ende. Der Blog wünscht sich besseres Wetter für morgen und freut sich auf die zweite Hälfte der Freizeit!

Geschichte: Der kleine Seemann

Der kleine Seemann wollte eine Seereise antreten. Er hatte in seinem ganzen Leben noch nichts anderes gesehen, als das kleine Dorf an der Küste, aus dem er kam. Es war ein schönes Dorf. Kleine, schiefe Häuser aus grauen, ungleichen Steinen mit bunten Türen und Fensterläden in allen Farben stranden um eine Bucht herum. Davor lag das weite Meer. Mal traf es in großen Wellen auf die Küste, sodass die Häuser die Gischt der Wellen abbekamen. Und mal war es glatt wie ein Ententeich, sodass der kleine Seemann seine Spiegelung im Wasser sehen konnte, wenn er sich über die Hafenmauer lehnte. Der Leuchtturm des Dorfes stand auf den Klippen, die das Dorf umgaben. Auch er war ein bisschen schief, hatte breite rote und weiße Streifen und strahlte nachts ein warmes Licht aufs Meer hinaus.

Es wohnten nur 30 Menschen in seinem Dorf und der kleine Seemann kannte alle persönlich. Sie waren seine Familie, Freunde, Lehrer und Bekannte, die Fischer, der Leuchtturmwärter und Handwerker und hatten sein ganzes Leben geprägt. Sie waren sein sicherer Hafen und halfen ihm in allen schwierigen Situationen. Zum Beispiel als er an einem Tag im Hafen gefischt hatte und ihm ein so großer Fisch ins Netz gegangen war, dass er ihn nicht alleine an Bord ziehen konnte.

Aber jetzt war der kleine Seemann mit der Schule fertig. Er hatte sich ein kleines Segelboot gebaut und war bereit aufzubrechen. Er hatte auch einen Plan gemacht, wohin seine Reise gehen sollte, mit seinen Seekarten navigiert und eine Route eingezeichnet. Nun stand er im Haus seiner Eltern vor seinem Seesack und wusste einfach nicht, was er einpacken sollte. Er hatte schon seine Arbeitshose, drei dicke Wollpullover, eine Wollmütze, einen dicken gelben Regenmantel und sein Werkzeug bereitgelegt. Mit den Händen in die Seiten gestremmt stand er nun da und wusste nicht weiter. Da kam die Mama vom kleinen Seemann ins Zimmer und fragte: „Na mein kleiner, hast du alles gepackt? Bist du bereit für die große Reise?“ Der kleine Seemann war sichtlich unzufrieden und sagte: „Ich weiß einfach nicht, was ich mitnehmen soll. Ich habe das Gefühl, dass ich so oder so was vergessen. Und nicht richtig vorbereitet bin.“ Und da verstand die Mama vom kleinen Seemann, was das Problem war. Der kleine Seemann bekam ein bisschen kalte Füße vor seiner Reise. Die Mama vom kleinen Seemann seufzte und sagte: „Du hast schon so viel mehr in deinem Seesack, als du denkst, mein kleiner. Und du nimmst so viel mehr mit, als die Klamotten und die Ausrüstung, die du schon bereitgelegt hast. Denk an all deine Stärken und Fähigkeiten. Du hast dein Boot selbst gebaut und kennst es besser, als alle anderen. Du kannst nach den Sternen navigieren. Weißt, wohin die Reise gehen soll. Kannst mit Stürmen umgehen. Natürlich wird es schwer werden. Und zu wirst oft zweifeln. Aber ich glaube, dass du genug über die Jahre in deinen Seesack gepackt hast. Dass du die Reise schaffen kannst.“

Der kleine Seemann umarmte seine Mama fest. Dann packte er seinen Seesack, erinnerte sich an alles, was er konnte. Und vor allem hatte er eines: Vertrauen. Vertrauen in sich und seine Fähigkeiten. Und daran, dass er auch für die stürmische See bereit ist. Abends legte er sich ein letztes Mal in das kleine Bett in seinem Zimmer im Haus seiner Eltern und freute sich auf morgen. Denn morgen wird es heißen: Leinen los!   

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